Diese Form der Eingewöhnung ermöglicht Familien einen begleiteten, sanften, bindungsorientierten Übergang von der familiären Betreuung zur ergänzenden außerfamiliären Betreuung in Kita, Krippe oder Tagespflege. Zum Zeitpunkt der Eingewöhnung haben Eltern und Kind meist eine sehr intensive erste Lebenszeit voller gemeinsam geteilter Erfahrungen erlebt. In den meisten Fällen ist das Kind sehr stark auf einen Elternteil bezogen. Um das psychische, seelische, geistige und körperliche Wohlbefinden des Kindes zu wahren, nimmt dieser Elternteil auch in der Eingewöhnung eine aktive Rolle ein, so wie es das Kind aus seiner bisherigen Lebenserfahrung gewohnt ist. Gemeinsam mit seinem Elternteil kann es die neue Welt erkunden und sich in seinem Tempo auf die neuen einladenden Erfahrungen einlassen.
Partizipatorische Eingewöhnung
Ein bindungsorientiertes Eingewöhnungsmodell, das die Signale von Kindern und Eltern ernst nimmt und im Eingewöhnungsverlauf berücksichtigt.


Was bedeutet Partizipatorische Eingewöhnung?
Was macht die Partizipation aus?
Wir sprechen von einer Partizipatorischen Eingewöhnung, da Kind und Eltern die Eingewöhnung aktiv mitgestalten, indem sie zeigen, was sie brauchen, was ihnen guttut und was für sie möglicherweise überfordernd ist. Die kindlichen und elterlichen Signale werden von der pädagogischen Fachkraft wahrnehmend beobachtet und in ihr professionelles Handeln einbezogen. Durch feinfühliges Reagieren auf die Bedürfnisse von Eltern und Kind gelingt es der pädagogischen Fachkraft, eine Beziehung aufzubauen, welche die Basis für alles Weitere darstellt. Erst wenn dieses grundlegende Vertrauen aufgebaut ist, kann das Kind sich der pädagogischen Fachkraft mit Interesse zuwenden und sich auf die neuen Erfahrungen in der Einrichtung einlassen.
»Es ist Zeit für ein Eingewöhnungskonzept, indem die kindlichen sowie die elterlichen Signale im Eingewöhnungsverlauf ernsthaft berücksichtigt werden.«
– Prof. Dr. Marjan Alemzadeh
»Ich erlebe die Kinder nach einer individuellen, von ihnen mitgestalteten, partizipatorischen Eingewöhnung als stabil in ihrem Wesen, in ihrem Spiel und in der Interaktion mit ihren Mitmenschen. Sie haben eine solide Basis, die ihnen Entfaltung ermöglicht.«
Warum eine Partizipatorische Eingewöhnung?
Aus der Forschung wissen wir, dass Eingewöhnungen zu den ersten Transitionen im Leben eines Kindes gehören. Transitionen sind wichtige, markante Übergänge im Leben eines Menschen, die für alle Beteiligten auf unterschiedlichen Ebenen als herausfordernd erlebt werden (vgl. Niesel/Griebel 2015). Man kann davon ausgehen, dass die Geburt die erste Transition im Leben eines Kindes darstellt. Die Eingewöhnung stellt dann die zweite Transition dar. Aus der Transitionsforschung ist bekannt, dass sich bisherige Transitionen auf zukünftige Transitionen auswirken können (Geburt, Eingewöhnung in die Krippe oder Tagespflege, Wechsel in die Kita, Einschulung, Umzüge, Trennungen etc.). Wird die Eingewöhnung in Kita, Krippe oder Tagespflege von Kind und Bezugsperson als angenehm erlebt, kann sie sich positiv auf alle weiteren Transitionen auswirken. Somit kann die Eingewöhnung als eine besonders bedeutsame Erfahrung in der Biografie des Kindes betrachtet werden. Es lohnt sich sehr, diese Zeit sensibel und professionell zu gestalten. Ein gelingender Start wird das Kind sowohl jetzt stärken als auch weitere Übergänge in seiner Bildungsbiografie erleichtern.
Wie verläuft die Partizipatorische Eingewöhnung?
Die Partizipatorische Eingewöhnung verläuft in sieben Phasen. Alle Beteiligten werden aktiv in die Gestaltung der Eingewöhnung einbezogen. Das bedeutet, dass alle Schritte zwischen Kind, Elternteil und pädagogischer Fachkraft (verbal oder non-verbal) abgestimmt werden. Eine professionelle Beobachtungskompetenz ist für das Ermöglichen von Akteurschaft und Partizipation von Kind und Eltern im Eingewöhnungsprozess unverzichtbar, insbesondere in Anbetracht der Forschungsergebnisse, die zeigen, dass jede Eingewöhnung sehr individuell und unterschiedlich verläuft (vgl. Datler et al. 2011, Alemzadeh 2020).
Deshalb nimmt das Wahrnehmende Beobachten eine wichtige Rolle in der Partizipatorischen Eingewöhnung ein. Es stellt ein differenziertes Instrument dar, um während des Eingewöhnungsprozesses zu beobachten, wie es dem Kind gelingt, neue soziale Beziehungen aufzubauen und auf Beziehungsangebote einzugehen. Als soziale Beziehungen werden gleichermaßen die Beziehungen zu Erwachsenen, zu anderen Kindern und zu der neuen Umgebung betrachtet.
» Es hat sich sehr gut angefühlt, dass die Schritte mit mir abgestimmt wurden; dass mein Bauchgefühl als Mutter ernst genommen wurde und es nicht einen vorgefertigten Plan gab, wann welche Schritte dran sind.«
– Eine Mutter aus dem Forschungsprojekt
»Ich habe die Tagesmutter in vielen Situationen miterlebt und konnte beobachten, wie mein Sohn in seinem Tempo eine Beziehung zu ihr aufbauen durfte. So hat er bestimmt, wann er Kontakt haben wollte und wann er so weit war, sich von mir zu trennen.«
– Eine Mutter aus dem Forschungsprojekt
Lernen Sie jetzt die Partizipatorische Eingewöhnung kennen!
Wir stellen Ihnen die sieben Phasen der Partizipatorischen Eingewöhnung in einem kostenlosen Online-Seminar vor, welches Sie in Ihrem eigenen Tempo anschauen und bearbeiten können. Dies ist ein ein erster Schritt hin zur Entscheidung für ein Eingewöhnungsmodell, das die Signale von Kind und Eltern ernst nimmt und einen individuellen und sanften Start in die Betreuung ermöglicht.